Neue Daten der Amerikanischen Herzgesellschaft zu geschlechtsspezifischen Risikofaktoren für Herz-Gefässerkrankungen sowie Empfehlungen zur Prävention und zur Rehabilitation.
Der folgende Artikel ist eine Zusammenfassung eines Artikels aus dem medizinischen Fachblatt Gynäkologie des Rosenfluhverlages.
Das metabolische Syndrom (Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfett- und Blutzuckerwerte) gilt heute als eine der wichtigsten Ursachen für eine Herz-Kreislauferkrankung und für die Entstehung einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ2).
Neuere Erkenntnisse haben ergeben, dass bereits jüngere Frauen – noch stärker als Männer – davon betroffen sind. Es ist deshalb wichtig, dass in der Vorbeugeberatung die Geschlechtsdifferenzen mitberücksichtigt werden, so die Experten.
Bei Frauen werden Herzerkrankungen im Durchschnitt später diagnostiziert als bei Männern, was zu Behandlungsverzögerungen führt.
Frauen mit einem metabolischen Syndrom oder mit einem Diabetes haben, gegenüber Männern mit denselben Erkrankungen, folgende erhöhte Risiken:
Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen in der medikamentösen Behandlung andere Dosierungen brauchen als Männer; dies gilt vor allem für Gerinnungshemmer und für Medikamente gegen Rhythmusstörungen.
Studien haben gezeigt, dass ein Viertel der Blutungskomplikationen bei den Frauen auf ''Überdosierungen'' zurückzuführen sind. Andere Untersuchungen zeigten, dass bösartige Rhythmusstörungen ebenfalls durch zu hohe Medikamentendosen zurückzuführen sind. Das heisst: wichtig sind regelmässige Kontrollen des Blutspiegels.
Nebenwirkungen bei der medikamentösen Therapie waren bei den Frauen etwa doppelt so häufig festzustellen wie bei Männern.
Das Vorhofflimmern zählt zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen beim Erwachsenen und ist vor allem beim älteren Menschen anzutreffen. Vorhofflimmern ist in der Regel nicht lebensbedrohlich aber die Gefahr für einen Schlaganfall ist erhöht.
(siehe auch Krankheitsbild Vorhofflimmern).
Eine Untersuchung hat ergeben, dass Männer im Durchschnitt mit 66.9 Jahren und Frauen mit 71.9 Jahren von Vorhofflimmern betroffen, wobei ein Grossteil über 75 Jahre alt ist.
Häufigste Risikofaktoren für ein Vorhofflimmern bei Frauen:
Bei den Männern schwerpunktmässig:
Frauen haben häufig stärkere Beschwerden (Rhythmusstörungen, Schwindel, Atemnot) bei Vorhofflimmern als Männer und fühlen sich dadurch im Alltag auch stärker eingeschränkt.
Neben den Faktoren Blutfett, Bluthochdruck und Rauchen gilt inzwischen als gesichert, dass das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall insbesondere durch Bauchfett (abdominale Adipositas) um etwa das Vierfache erhöht wird.
Prävention: Regelmässige Messungen des Bauchumfangs, der bei den Frauen ab 88 cm und bei den Männern ab 102 cm das Erkrankungsrisiko deutlich erhöht.
Frauen leiden klar häufiger unter Depressionen. Depressionen gelten aber als ebenso hoher Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen wie Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte und rangieren direkt hinter Rauchen und der Entwicklung einer Zuckerkrankheit.
Zusammen mit andern Risikokonstellationen wirkt sich dies offenbar auf die Sterblichkeit und zwar sowohl im Bezug auf Herz-Gefässerkrankungen wie auch auf die generelle Sterblichkeit aus. Das wurde mit Studien von Ende 2003 (Datenlage aus den 90-Jahren) wie auch mit der grossen Frauen-Gesundheitsstudie (WHI) an über 93'000 Frauen belegt.
Untersuchungen auf europäischer Ebene zeigen z.B. für den Risikofaktor Übergewicht (BMI höher als 30 =Adipositas), dass Übergewichtige ohne Depression, keine nennenswerte Risikoerhöhung aufweisen, adipöse Frauen mit Depression hingegen, ein dreifach erhöhtes Herz-Erkrankungsrisiko haben.
Diese direkten Einwirkungen von Depressionen auf das Herz-Gefässsystem sind immer noch Gegenstand von Forschungen. Vermutet werden unter anderem folgende Ursachen: negative Lebenseinstellung, erhöhte Gerinnungsneigung (Bildung eines Blutpfropfs) sowie eine gestörte Gefässfunktion.
Neuere Studien haben deutlich gezeigt, dass die orale Östrogentherapie in der Menopause das Risiko für Thromboembolien um das Vierfache erhöht; dies im Gegensatz zu den Hautapplikationen (Hautpflaster).
Bei den Wirkstoffen jedoch gab es Unterschiede: Unter gewissen Wirkstoffen (Östrogen kombiniert mit mikrodosiertem Progesteron) scheint das Thromboserisiko eher kleiner als unter Östrogen allein; dies gilt sowohl für orale wie auch für Hautpflaster-Behandlungen. Andere Wirkstoffkombinationen hingegen erhöhen auch mit
Hautpflasterapplikationen das Thromboserisiko.
Körperliches Training, Ernährungsoptimierung, Nikotinabstinenz und Stressbewältigung sind nebst der optimalen Medikamenteneinstellung ein Muss, und zwar vorbeugend sowie auch in der Rehabilitation, so die Experten. Dabei sollten frauenspezifische Bedürfnisse – insbesondere ab dem 60. Lebensjahr – unbedingt berücksichtigt werden.
Gerade Patienten mit einer beginnenden Herz-Gefässerkrankung scheinen von körperlichen Aktivitäten zu profitieren.
Die Trainings-Empfehlungen gelten auch bezüglich Osteoporose-Prävention: Studien haben nämlich gezeigt, dass sich ein Ganzkörpertraining (wie Laufen, Walken etc.) positiv auf die Knochenstruktur auswirkt und dass dosiertes (nicht übertriebenes!) Training sogar einen günstigen Effekt auf Verschleisserscheinungen an den Gelenken (Arthrose) hat.
Regelmässige körperliche Bewegung bereits im Frühstadium der Arterienverkalkung (=Vorbote einer Herz-Gefässerkrankung), scheint die Anzahl von Gefässstammzellen (sogenannte Progenitorzellen (CPC)) zu aktivieren, was klar mit einer verbesserten Gefässfunktion zusammenhängt. Dies passiert sowohl beim gesunden Menschen wie auch bei Menschen mit einem erhöhten Erkrankungs-Risiko.
Regelmässiger Sport schon im Kindsalter erhöht ebenfalls die Anzahl der Gefässstammzellen, sodass die eigentliche Prävention für Herz-Gefässerkrankungen bereits im Kindesalter beginnen sollte.