Im medizinischen Fachblatt ArsMedici wird über neueste Erkenntnisse in der Entstehung und Behandlung der Osteoporose berichtet. Osteoporose wird in den nächsten Jahren zu einem zunehmenden Problem werden, da die Menschen immer älter werden.
Viele Fortschritte sind in den letzten Jahren beim Verständnis, in der Ausbreitung sowie in den Behandlungsmöglichkeiten der Osteoporose erzielt worden.
Darüber schreiben die australischen Knochenspezialisten Philip Sambrook und Cyrus Cooper im Fachblatt The Lancet, hier die deutsche Zusammenfassung aus dem ArsMedici.
Osteoporose (im Volksmund Knochenschwund) ist eine Skeletterkrankung. Die Knochen werden schwächer und sie brechen leichter. Solche Brüche (Frakturen) sind das Ergebnis der verminderten Knochendichte und erhöhter Sturzgefahr.
Menschen weisser Hautfarbe über 50 sind am meisten gefährdet an Osteoporose zu erkranken. Etwa die Hälfte der Betroffenen sind Frauen, ein Fünftel Männer. Das Risiko an den Folgen der Osteoporose zu sterben ist bei Frauen noch höher als bei Brustkrebs (1:9, respektive 1:6).
Früher wurde angenommen, dass sich die Osteoporose-Erkrankung – nebst der Abnahme der Knochendichte – in einzelnen bestimmten Brüchen zeigt (z.B. Hüft-, Wirbel- Vorderarmbrüche). Neuere Studien haben aber zeigt, dass die geringe Knochendichte das Risiko für fast alle Brucharten steigert.
Verbreitung und Folgen der Osteoporose-Erkrankung
Von Hüftfrakturen sind zu 80% Frauen über 50-jährig betroffen. Skandinavier und Nordamerikaner sind gegenüber südeuropäischen Menschen etwa sieben Mal häufiger betroffen. Menschen aus Asien und Südamerika weisen ebenfalls eine geringere Rate an Knochenbrüchen (Hüftfrakturen) auf. Frauen in ländlichen Gebieten erleiden weniger häufig Hüftfrakturen.
Hüftfrakturen sind meist eine Sturzfolge und sind deshalb verheerend, da sie eine Hospitalisation notwendig machen und schwere Behinderungen nach sich ziehen können. Besonders für ältere Menschen stellt das ein grosses gesundheitliches Problem dar. Das Sterberisiko ist relativ gross. 10 bis 20% der Betroffenen sterben bereits im ersten Jahr der Erkrankung. Meistens sterben die Menschen aber an Folgeerkrankungen und nicht an den Frakturen selber.
Hier ist das Vorkommen bei weissen Frauen zwischen 45 und 60 Jahren am Häufigsten. Männer erleiden seltener Vorderarmbrüche, auch im Alter nicht.
Bei Betroffenen die Wirbelfrakturen erlitten haben, ist das Risiko für erneute Brüche bis zu zehnfach erhöht. Hier ist das Sterberisiko nicht so hoch wie bei den Hüftfrakturen. Begleiterkrankungen spielen aber für ein erhöhtes Sterberisiko eine wichtige Rolle.
Die Messung der Knochendichte gilt auch heute als beste nicht-invasive Methode eine Osteoporose zu erkennen. Man weiss jedoch heute, dass tiefere Messwerte nicht unbedingt zu einem erhöhten Knochenbruchrisiko führen.
Andere Messmethoden betreffend der Skeletteigenschaften haben deshalb an Bedeutung zugenommen. Das wären z.B.:
Es gibt zwei wichtige Medikamenten-Gruppen: Medikamente zur Hemmung der Knochenresorption (Antiresorptiva) und solche, die die Knochenbildung aktivieren.
Zu den Antiresorptiva gehören: Kalzium, Vitamin D, Hormone, Bisphosphonate (verhindern die Auflösbarkeit der Knochensubstanz), selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERM) und Calcitonin.
Zur Knochenbildung wird heute zur Stärkung der Knochensubstanz Teriparatid (ein sogenannter Anaboler Wirkstoff) eingesetzt.
Wirkstoff Terparatid
Eine aktuelle Studie ergab eine 65%-ige Reduktion des Risikos für neue Wirbelfrakturen und eine Reduktion um 53% Prozent bei andern Knochenbrüchen. Nach Therapiebeendigung schien aber der positive Effekt der Knochenmineraldichte wieder abzunehmen, ausser wenn kombiniert mit Antiresorptiva behandelt wurde.
Neu zu erwartende Therapien
Zur Behandlung der Osteoporose bei Frauen nach den Wechseljahren wurde ein neueres Medikament (Strontiumranelat) eingeführt. Die Wirkmechanismen sind jedoch noch unklar. Man vermutet eine Steigerung der Knochenformation und eine Verminderung der Knochenresorption (Resorption = Aufnahme). Nachteilig wurden bei der Therapie Nebenwirkungen im Magenbereich und ein erhöhtes Thromboserisiko festgestellt.