Harnverlust bedeutet ein unfreiwilliger Urinnabgang, der von leichtem Harntröpfeln bis hin zum vollständigen Einnässen reichen kann. Der Arzt spricht auch von Harninkontinenz.
Es gibt verschiedene Formen der Harninkontinenz:
Starker Harnverlust führt oft zu Schamgefühlen und ist psychisch belastend. Die Folgen sind sozialer Rückzug, Vermeidung von längeren Aufenthalten ausserhalb der häuslichen Umgebung bis hin zu Depressionen.
Begleitsymptome: Schmerzen beim Wasserlassen (bei Harnwegsinfekten), Blut im Urin (bei Harnwegsinfekten, Blasentumor, nach Operationen)Eine Belastungsinkontinenz wird bei Frauen meist durch eine allgemeine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur, die den Verschluss der Harnblase ermöglicht, verursacht. Bei körperlichen Belastungen steigt der Druck im Bauchraum, und damit der Druck auf die Blase. Der geschwächte Verschlussmechanismus der Blase kann dem Druck nicht mehr standhalten und es kommt zum ungewollten Harnverlust.
Bei Männern tritt eine Belastungsinkontinenz als Folge einer Schädigung des Blasenschliessmuskels bei Operationen im Beckenbodenbereich (z.B. wegen Prostatakrebs) auf.
Ursachen für eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur bei Frauen sind:
Die Ursachen einer Dranginkontinenz ("Reizblase") sind entweder ein überaktiver Blasenmuskel (Entleerungsmuskel) oder eine Erkrankung des Gehirns oder der Nerven, die für die Steuerung der Blasentätigkeit zuständig sind.
Häufige Ursachen einer Dranginkontinenz:
Bei der Überlaufinkontinenz kann sich die Blase nicht mehr richtig entleeren, es kommt zum "überlaufen". Entweder besteht ein Hindernis am Blasenausgang, das den Abfluss des Urins aus der Harnblase behindert. Oder es besteht eine Fehlfunktion/Schwäche der Blasenmuskulatur (Entleerungsmuskel), wodurch sich die Blase nicht mehr ausreichend zusammenziehen kann.
Häufige Ursachen einer Überlaufinkontinenz (Abflussbehinderung):
Das Auftreten einer Harninkontinenz kann nicht in allen Fällen vermieden werden. Jedoch können insbesondere Frauen einige Massnahmen ergreifen, um einer Harninkontinenz vorzubeugen oder eine solche zu verbessern.
Dazu gehören:
Eine Harninkontinenz ist in den meisten Fällen behebbar oder kann zumindest verbessert werden. Voraussetzung ist eine frühzeitige Untersuchung und Behandlung durch einen Facharzt. Der Weg zum Arzt sollte bei Harnverlust nicht aus falscher Scham gescheut werden.
Eine medizinische Abklärung ist in folgenden Situationen ratsam:
Welcher Arzt ist zuständig?
Um sich ein genaueres Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, stellt der Arzt zu Beginn Fragen zur Krankengeschichte (Anamnese). Der Anamnese folgt eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können w Eiter e spezielle Untersuchungen folgen.
Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
Körperliche Untersuchung
Zur gründlichen allgemeinen Untersuchung gehört auch das Abtasten der Blase und der umgebenden Organe. Bei Frauen wird zusätzlich die Beckenbodenmuskulatur beurteilt, bei Männern wird die Prostata mit dem Finger getastet. In der Regel erfolgt bei Frauen auch eine Untersuchung beim Frauenarzt.
Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen
Die Behandlung bei Harnverlust richtet sich nach der Ursache sowie nach der Form und Schwere der Inkontinenz.
Bei der Belastungsinkontinenz stehen das Beckenbodentraining und andere physiotherapeutische Behandlungen im Vordergrund. Manchmal lässt sich die Inkontinenz aber nur durch eine Operation beheben. Bei der Dranginkontinenz werden durch ein Verhaltenstraining (Biofeedbacktraining) in Verbindung mit Medikamenten gute Erfolge erzielt.
Folgende Behandlungsmöglichkeiten kommen einzeln oder kombiniert in Frage:
Physiotherapie und andere nicht medikamentöse Behandlungen
Medikamentöse Therapie
Operation
Manchmal kann eine Inkontinenz nur durch eine Operation behoben werden.