Allgemein
Man unterscheidet zwischen vernarbendem und nicht-vernarbendem Haarausfall (Alopezien). Wenn die Haarwurzeln zerstört sind, ist der Haarverlust endgültig, diese Haare wachsen nicht wieder nach. Wenn es sich nur um eine Störung im Haarwachstum handelt, wachsen die Haare zwar nach, können aber vor Ende des Haarzyklus ausfallen oder abbrechen. Beim diffusen Haarausfall besteht die Behandlung meist darin, die Ursache zu behandeln oder zu beseitigen.
Behandlung der androgenetischen Alopezie
Dem anlagebedingten Haarausfall kann weder durch entsprechende Pflege noch durch diverse Haarwuchsmittel vorgebeugt werden. Auch zusätzliche Aufbau- und Stärkungsmittel, Vitamine, Hefen, Kieselerde, Aminosäuren oder eine Ernährungsumstellung bringen hier meist ebenso wenig. Zumindest wurde bis heute die Wirkung von keinem dieser Mittel beim anlagebedingten Haarausfall wissenschaftlich belegt.
Es gibt Medikamente, die den anlagebedingten Haarausfall stoppen können. Da es beim anlagebedingten Haarausfall zu einer Verkleinerung der Haarwurzeln (Haarfollikel) kommt, können aber trotz Medikamenten an bereits kahlen Stellen keine Haare mehr nachwachsen.
Medikamente beim anlagebedingten Haarausfall
Die Behandlungsmethoden unterscheiden sich für Frauen und Männer. Einige Wirkstoffe können nur bei Männern und einige nur bei Frauen angewendet werden; manche eigenen sich für beide Geschlechter.
Behandlung bei Männern:
Hier wird seit einiger Zeit der Wirkstoff Finasterid eingesetzt. Finasterid wurde ursprünglich zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrösserung entwickelt. Der Wirkstoff beeinflusst den Testosteron stoffwechsel und kann so den Haarausfall stoppen. Das Medikament muss aber regelmässig und über lange Zeit eingenommen werden. Als unterwünschte Nebenwirkung können Potenzprobleme auftreten. Für Frauen ist der Wirkstoff nicht zugelassen. Insbesondere bei Schwangeren kann der Wirkstoff den Fötus schädigen.
Behandlung bei Frauen:
- Pille: Kombinationspräparate aus Östrogen und Gestagen wirken als Gegenspieler zum Testosteron und wird deshalb bei Frauen mit androgenem Haarausfall angewendet. Bei Frauen nach den Wechseljahren werden ebenfalls kombinierte Hormonpräparate verschrieben.
- Östrogenhaltige Lösungen: werden lokal auf die Kopfhaut aufgetragen. Diese wirken nur während der Anwendungszeit.
Behandlungsmöglichkeiten bei Männern und Frauen:
- Lösung mit dem Wirkstoff Minoxidil; bei Frauen muss die Dosierung schwächer sein als bei Männern
- Haarersatz oder Haartransplantation: Ist der Leidensdruck sehr gross und hilft sonst nichts, dann kann auch zur Perücke oder Toupet gegriffen werden oder eine Haartransplantation in Betracht gezogen werden.
Kreisrunder Haarausfall
Die Behandlung der Alopecia areata ist sehr schwierig, da die Ursachen unklar sind.
Leider helfen hier die wenigsten Behandlungen, beziehungsweise die Haare fallen nach Behandlungsunterbruch oder stopp wieder aus. Häufig bleibt Betroffenen mit dieser Form von Haarausfall nichts anderes übrig als sich damit abzufinden. Spontanheilungen kommen recht häufig vor, weshalb viele Ärzte bei erfolgloser Behandlung der Alopecia areata eine Perücke empfehlen und die Hoffnung auf die Selbstheilung weitergeben.
Ist eine Entzündungsaktivität an den Haarwurzeln für den kreisrunden Haarausfall verantwortlich, wird versucht, diese zu reduzieren.
Dies kann wie folgt erfolgen:
- Durchblutungsfördernde Tinkturen und entzündungshemmende Medikamente (meist Kortison als Salbe oder Tinktur)
- Behandlung der betroffenen Stelle mit einer speziellen Säure, Bestrahlung mit UV-Licht oder mit flüssigem Stickstoff (Vereisung).
- Bei schweren Formen der Alopecia areata kommt die sogenannte lokale Immuntherapie in Frage. Bei etwa 40% der Betroffenen sind damit dauerhafte Erfolge möglich. Der verwendete Wirkstoff ist allerdings nicht zur Behandlung der Alopezie zugelassen, wird aber dennoch (off Label use) auch von Fachärzten abgegeben.
- Perücken, Haarteile oder auch Haareinflechtungen können kahle Stellen vertuschen
- Die Haartransplantation ist heute die einzige Behandlungsart mit sichtbarem und bleibendem Erfolg. Leider wirkt aber auch heute noch das verpflanzte Haar nicht bei jedem Mann natürlich. Ein solcher Eingriff sollte nur von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden. Chirurgen distanzieren sich von Kunsthaar-Implantaten und warnen vor deren Komplikationen, wie Fremdkörperabstossungen und chronischen Infektionen.
Diffuser Haarausfall
Wenn bekannt, sollte zunächst die Ursache des diffusen Haarausfalls behandelt oder beseitigt werden. Damit verschwindet in der Regel auch der Haarausfall. Relativ einfach therapiert werden können zum Beispiel eine Infektionskrankheit oder ein Eisenmangel. Sind Medikamente der Grund für den Haarausfall so kann eventuell ein Medikamentenwechsel - nach Absprache mit dem Arzt - helfen.
Wichtig bei allen Formen von Haarausfall: Betroffene (insbesondere junge Männer und Frauen) brauchen oft eine begleitende psychische Unterstützung für das Selbstwertgefühl; hier kann ein Psychologe helfen.