Abhängigkeit entwickelt sich in der Regel nicht von heute auf morgen. Oft dauert es Monate oder sogar Jahre, bis sich aus purer Gewohnheit ein Missbrauch oder später eine Abhängigkeit entwickelt. Bei gewissen Substanzen geht die Entwicklung zur Abhängigkeit hingegen sehr schnell.
Beispiel Alkohol und Heroin: Viele Menschen können mit moderatem Alkoholkonsum gut umgehen, ohne dass sie eine Abhängigkeit entwickeln.
Andere Substanzen führen durch die starke Wirkung innerhalb kürzester Zeit zur psychischen und/oder Körperlichen Abhängigkeit: Heroin z.B. führt innerhalb weniger Tage zur psychischen und/oder körperlichen Abhängigkeit, Crack (ein Kokainprodukt) verursacht aufgrund der starken euphorisierenden Wirkung manchmal schon nach einmaligem Gebrauch.
Stadien der Suchtentwicklung
- Probierphase: Hier geht es ums Ausprobieren, Neues kennen lernen. Nicht jede Substanz macht sofort süchtig. Einige Substanzen hingegen können schon nach dem ersten Konsum abhängig machen (z.B. Heroin, Crack)
- Missbrauchsphase: Übermässiger Konsum; hier handelt es sich meistens um psychoaktive Substanzen (Rauschmittel, Drogen) oder um Alkohol. Bereits in dieser Phase kann es zu körperlichen und psycho-sozialen Schäden kommen, die jedoch in Kauf genommen werden.
- Gewöhnungsphase: Bei wiederholten und regelmässigen Suchtmittelkonsums ''gewöhnen'' sich Psyche und Körper an die Wirkung der schädlichen Substanz (Toleranzbildung). Als Folge davon muss die Dosis gesteigert werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
- Psychische, körperliche Abhängigkeit: In dieser Phase ist praktisch kein Verzicht mehr möglich, das ganze Leben wird von der Sucht bestimmt. Freunde, Familie, Beruf treten in den Hintergrund. Versuche, davon wegzukommen, scheitern. Häufig bekommen Betroffene auch Probleme mit der Justiz (Beschaffungskriminalität, Prostitution, Geldunterschlagung etc.)
Körperliche und psychische Entzugserscheinungen bei Suchtmitteln
Hat sich eine körperliche und/oder psychische Abhängigkeit entwickelt, dann treten beim teilweisen oder vollständigen Entzug des Suchtmittels entsprechende Entzugserscheinungen auf. Sie sind abhängig davon, welche Suchtmittel, wie viel und wie lange konsumiert wurde.
Zu den körperlichen Entzugserscheinungen gehören: Unruhe, Schweissausbrüche, Frieren, Zittern, Schlafstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen, Kreislaufstörungen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen mit schweren Krampfanfällen.
Psychische Entzugserscheinungen äussern sich häufig als Unruhezustände, Angst und depressive Verstimmungen bis hin zu Selbstmordgedanken.
Die Entzugserscheinungen treiben die Süchtigen dazu, das jeweilige Suchtmittel erneut zu nehmen.
Beim Auftreten psychischer oder psychotischer Symptome ist daran zu denken, dass Suchtmittel häufig auch zum Erträglichmachen von Symptomen psychischer Krankheiten konsumiert werden.
Zeichen einer stoff-ungebundenen Sucht
Bei der stoffungebunden Sucht vor allem psychisch-soziale Probleme im Vordergrund, obwohl auch hier körperliche Beschwerden auftreten können.
Folgende Zeichen können auf ein süchtiges Verhalten hindeuten:
- Häufige Verlangen, z.B. ins Internet einzuloggen, ins Casino zu gehen, zu Zocken, Chatten, Fernzusehen; dadurch Vereinsamung und Interessensverlust an anderen Themen
- Kontrollverluste (d.h. z.B. längeres und inadäquates Verweilen online als vorgesehen) verbunden mit steigenden zunehmenden Schuldgefühlen
- Störung des Sozialverhaltens, Vernachlässsigung von Freunden, Partner, Familie
- Nachlassen der Arbeitsfähigkeit
- Verheimlichung/Bagatellisierung der Gewohnheiten
- Verschuldung und dadurch Abdriften in die Kriminalität
- Verlust der Zeitkontrolle
- Grad der Befriedigung baut sich immer schneller ab (eine Art Toleranzentwicklung)
- Psychische Störungen bei ''Entzug'', z.B. in Form von Nervosität, Reizbarkeit, Depression, Schlafstörungen, Aggressivität, Suizidgedanken.
- Mehrfach fehlgeschlagene Versuche der Einschränkung des Suchtverhaltens