Die Ergebnisse grosser Studien zur HRT (WHI, MWS) haben zu heftigen Reaktionen bei Befürwortern und Gegnern der HRT von weiblichen, klimakterischen Beschwerden geführt. Kurzgefasste Ergebnisse der Studien und Empfehlungen zur Behandlung von Wechseljahrbeschwerden erfahren Sie hier.
Im Folgenden ist mit "HRT" die Einnahme (oral) oder Verabreichung (Hautpflaster, Geles) von Hormonen gemeint.
Wie weiter mit der Horomonersatz-Therapie (HTR) – oder worauf sollten künftige Studien achten; darum geht es im folgenden Bericht. Experten geben Empfehlungen zur Behandlung mit HRT, alternativen Behandlung der Wechseljahrbeschwerden sowie zur Vorbeugung von Osteoporose (Knochenschwund) ab. Ein ausführlicher Artikel erschien im Fachblatt ArsMedici. Hier eine Zusammenfassung.
Zusammenfassung einzelner Aspekte der Empfehlungen und Richtlinien
Fazit der Studienautoren: Die Fragestellung der Studie – schützen diese Hormone vor Herz-Kreislauferkrankungen? – musste demnach negativ beantwortet werden.
Die kurz darauf publizierte englische Studie MWS wollte wissen, ob ein Zusammenhang zwischen "HRT" und Brust- sowie Gebärmutterkrebs bestand. Tendenziell sehen die Ergebnisse für die Altersgruppe von 50 bis 59 Jahren, die für die Hauptindikation der "HRT", nämlich Hitzewallungen und starkes Schwitzen, gewählt wurden, etwa gleich aus wie bei der WHI-Studie:
Steigert die HRT das Thrombose-Risiko (z.B. für Embolien)? ... so hiess die Fragestellung.
Ergebnis: Die Einnahme von Hormonen erhöht das Thromboserisiko bei Frauen in den Wechseljahren um etwa das Dreifache (gegenüber von nicht HRT-Behandelten). Die Abgabe von Östrogen oder Ö+G mittels Hautpflaster oder Geles erhöhte das Thrombose-Risiko praktisch nicht.
Bemängelt wurde bei beiden Studien (WHI, MWS), dass bei der Wahl der Teilnehmerinnen vermutlich der „Gesundheitsbonus“ eine Rolle spielte. Das heisst, es wurden für die Hormoneinnahme vornehmlich freiwillige Frauen gewählt*. Freiwillige Teilnehmerinnen sind in der Regel gesünder und leben gesundheitsbewusster als die Frauen, die durch Zufall gewählt werden.
*Oft werden für solche Studien die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip (=randomisiert )ausgewählt, was eine bessere „Durchmischung“ von Teilnehmern gewährleistet. Anmerk. der Redaktion.
Bei der MWS-Studie war das Ausfüllen von Fragebögen zur früheren oder aktuellen "HRT" bei Frauen, die sich einer Mammographie (spez. Brustuntersuchung) unterzogen, freiwillig. Möglicherweise führte die Angst vor den Folgen einer "HRT" die Frauen eher dazu, einen Fragebogen auszufüllen, als bei denjenigen Frauen, die keine HRT-Behandlung bekamen. Dies vermuten Kritiker. Und - die Behandlung mit Östrogenpflaster (transdermal) wurde nicht getrennt untersucht.
Bei der WHI-Studie wurde das relativ hohe Alter der Frauen zu Studienbeginn (ca. 63-jährig) bemängelt. Frauen mit extrem starken Hitzewallungen wurden von der Studie ausgeschlossen.
Thrombose-Studie: Auch hier wurden die Frauen gezielt (nicht randomisiert) gewählt. Experten verlangen hier noch nach ausführlicheren und randomisierten Studien. Dies sei relevant, da für die Entstehung von Herzinfarkten und Schlaganfällen oral zugeführte Östrogenpräparate verantwortlich sein könnten. Deshalb müsste man wissen, ob bei Risikofrauen (höheres Alter, erhöhtes Schlaganfall- und Herzkreislauf-Risiko), Hormonpflaster nicht eher die geeigneteren HRT-Präparate wären.
Bei Frauen mit Brustkrebs, einer Herz-Kreislauferkrankung oder einem Thrombose-Risiko oder für Frauen, die eine HRT ablehnen, gibt es Alternativen. Die Therapien sind aber dem Östrogen nicht gleichwertig oder von der Heilmittelkontrolle zum Teil gar nicht zugelassen.
Für die Behandlung von Hitzewallungen wissenschaftlich getestet, aber für diesen Zweck nicht zugelassen, sind folgende Medikamente, beziehungsweise Wirkstoffe: Gabapentin (Epilepsie- und Migränemittel), Antidepressiva (Typ SSRI, SNRI), Clonidin (Sympathikustonus-Senker).
Von Experten nicht empfohlen werden pflanzliche Östrogene. Bisherige Studien belegten keine beschwerdenlindernde Effekte bei Frauen mit Hitzewallungen und starkem Schwitzen. Getestet wurden: Extrakte aus Sojabohnen und Traubensilberkerze. Letzterem wurden zwar leichte Effekte auf die Hitzewallungen attestiert. Es wurden aber auch Leber- und Muskelschäden dokumentiert.
Viele pflanzliche Präparate hätten zum Teil eine leicht östrogene oder auch antiöstrogene Wirkung – die Nebenwirkungen und Interaktionen mit andern Medikamenten seien aber noch zu wenig ausreichend untersucht.
Andere Massnahmen wie das Tragen leichter Kleidung, verminderter Konsum von Kaffee und Nikotin seien nicht zu empfehlen. Nikotinabstinenz wirkt sich selbstverständlich positiv auf die gesamte Gesundheit aus! (Anmerk. der Redaktion).
Durch den Rückgang der eigenen Östrogenproduktion leiden Frauen in den Wechseljahren und in der Menopause unter Mineralsalzverlust der Knochen, Verlust der Knochendichte und einem dadurch erhöhten Risiko für Knochenbrüche (Frakturen).
Deshalb müssten Frauen, die schon früh in die Menopause kommen, möglichst früh und lange - auch wenn sie nicht oder nicht mehr unter Hitzewallungen leiden - mit Östrogen behandelt werden. Damit könnte das Knochenbruchrisiko (vornehmlich das Schenkelhalsfrakturrisiko), das gerade bei älteren Frauen (ab 70 Jahren) sehr hoch ist, deutlich gesenkt werden.
Die Ergebnisse der HRT-Studien (erhöhtes Herz-Kreislauf, Schlaganfall- und Brustkrebsrisiko) sprechen aber gegen eine Langzeiteinnahme von Östrogen und Gestagen zur Vorbeugung der Osteoporose. Ausnahmen wären ein hochgradiges Frakturrisiko und das Fehlen von therapeutischen Alternativen.
Laut WHI-Studie vermindert Ö+G zwar das Darmkrebsrisiko, Östrogen allein aber nicht. Es scheine aber unsinnig, als Darmkrebs-Vorbeugung viele Jahre Hormone einnehmen zu müssen. Regelmässige Darmspiegelungen (Koloskopien) wären bei einem erhöhten Darmkrebs-Risiko eher zu empfehlen.
In den USA plant man eine neue, randomisierte Fünf-Jahres-Studie („Kronos Early Estrogen“). Der Effekt von niedrig dosierten, oral eingenommenen beziehungsweise als Pflaster oder Gele verabreichten "HRT" mit Östrogen soll geprüft werden. Ziel: Beurteilung des Einflusses der Behandlung auf die Gesunderhaltung der Gefässe bei Frauen, die früh in die Menopause kommen.