Beschwerden der Harnwege (lower urinary tract symptoms: LUTS) nehmen bei etwa 30% aller über 65-jährigen Männer ein behandlungsbedürftiges Ausmass an. Im Folgenden finden sich die Empfehlungen zur Behandlung der Symptome des britischen National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE).
Die Prostatabeschwerden - auch LUTS genannt - werden in drei Stadien eingeteilt:
Männer mit starken oder komplizierten Symptomen werden zur weiteren Abklärung und Behandlung meist an den Spezialisten (Urologen) weitergewiesen.
Bei folgenden Symptomen wird eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) empfohlen:
Bildgebende Verfahren werden eingesetzt bei:
Zunächst empfiehlt es sich, ein „Urinier-Tagebuch“ zu führen: Wie häufig, wie viel , Harnstrahl-Qualität etc. siehe auch „Stadien der Harntraktbeschwerden“.
Männern mit einem Problem der Speicherung des Urins (Inkontinenz) wird zunächst das Tragen von Einlagen empfohlen, damit tägliche Aktivitäten weitergeführt werden können; dies bis zur Sicherstellung einer Diagnose und dem Beginn einer Behandlung.
Bei moderaten Beschwerden, welche nicht wirklich als störend empfunden werden, können Erklärungen über mögliche Ursachen der Beschwerden sowie Empfehlungen für allgemeine Massnahmen – z.B. Anpassung der Flüssigkeitsaufnahme - bereits beruhigend wirken. Sollten sich Beschwerden zum Schlechteren verändern, muss erneut der Arzt konsultiert werden.
Bei einer hyperaktiven Blase (vermehrter Harndrang) können ein spezielles Blasentraining sowie allgemeine Massnahmen wie Optimierung der Flüssigkeitsaufnahme (auch Kaffee und Alkohol) sowie das Tragen von Einlagen helfen.
Bei mittelschweren bis schweren Symptomen werden meist Alphablocker eingesetzt. Männer mit einer hyperaktiven Blase werden mit einem Anticholinergikum behandelt, wobei die NICE hier keine Empfehlungen abgibt.
Bei Harnentleerungssymptomen wegen einer gutartigen Prostatavergrösserung gibt es verschiedene chirurgische Massnahmen.
Erwähnt wird, dass sogenannte minimalinvasive Verfahren wie Nadelablationen, Mikrowellenbehandlungen, Ultraschall, Laserbehandlungen bis heute keine wirklich belegte Alternativbehandlungsmethoden seien gegenüber den grösseren Operationen wie Prostataentfernung via Harnröhre, Laservaporisation und andere Verfahren. Bei den Alternativbehandlungen fehlen die Wirkungsbelege.
Nebst den körperlichen Aspekten, welche die Harnproblematik betreffen, dürfen die Psyche, die Sexualität sowie die soziale Situation nicht vergessen werden. Hier weist die NICE auf den Nutzen von entsprechenden Selbsthilfegruppen hin.
Leider ist es vielen Männern heute immer noch peinlich, diese Beschwerden mit dem Arzt zu besprechen, obwohl die Langzeitauswirkungen sowie eine empfundene Stigmatisierung sich auf die Lebensqualität oft sehr negativ auswirken.