Die körperliche und psychische Gesundheit der Männer hängt von drei wesentlichen Faktoren ab: Beruf, Partnerschaft, Familie. Also nicht anders als bei den Frauen. Nur, weshalb haben Männer immer noch eine kürzere Lebenszeit als Frauen und wie kann das Thema „Prävention“ besser an den Mann gebracht werden? Dieser Frage ging ein Report auf der Fachseite springermedizin.de nach.
Viele denken immer noch, Prostata- und Blasenvorsorgeuntersuchungen würden genügen. Falsch, sagen Experten der Berliner "Stiftung für Männergesundheit"- die Herzkreislauferkrankungen und die Zahl der psychischen Krankheiten bei Männern um die 60 sind im Vormarsch. Auch die kürzere Lebenserwartung des Mannes auf die Gene zu reduzieren greife eindeutig zu kurz. Präventionsinformationen für Männer müssen ganz anders gestaltet werden als für die Frauen: Nur mit klaren, schnörkellosen Aussagen sowie praktischen Handlungsempfehlungen könne man Männer erreichen.
21 Spezialisten der "Stiftung Männergesundheit" haben die männliche Gesundheit wie folgt definiert: "physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden, das aus einer Balance von Risiko- und Schutzfaktoren entsteht, die sowohl in individueller, partnerschaftlicher als auch kollektiver Verantwortung liegen".
Die Gesundheit des Mannes beginnt im Kindesalter. Ein Knabe, der in seinen Stärken gefördert und trotz seiner Schwächen anerkennt wird und darüber hinaus genügend Sinneserfahrungen, Lebensfreude und Unterstützung erfährt, erfreut sich später einer besseren Gesundheit, sind sich die Experten einig. Andere, psychosoziale Faktoren wie Bildung, berufliche Stellung und Einkommen prägen die Gesundheit ungleichstark mit. Leider ist diese Verteilung nach wie vor sehr unterschiedlich, weshalb auch "Gesundheit" unterschiedlich verteilt ist.
Eine Umfrage aus dem Jahr 2013, durchgeführt bei 1103 Jungen und Männern zwischen 11 und 56 Jahren ergab Folgendes:
Damit leidet jeder 3. Mann unter der dreifachen Belastung (Karriere, Haushalt, Familie). Wahrscheinlich nehmen deshalb psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout-Syndrome heute bei den Männern deutlich mehr zu als bei den Frauen.
Junge Männer erliegen viel häufiger gesundheitsschädigenden Versuchungen (Alkohol, Drogen) und zeigen häufiger ein risikoreiches Verhalten (Auto, Sport, körperliche Gewalt) als gleichaltrige Frauen. Dies zeigt sich an der Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage, errechnet vom Robert Kochinstitute (RKI) aus den Jahren 2009/2010. Bei den Verletzungen: 21% der Jugendlichen zwischen 18 und 23 Jahren mussten verletzungsbedingt behandelt werden (bei den Frauen waren es 12%).
Das statistische Bundesamt zeigt, als häufigste Todesursachen in dieser Altersgruppe gelten mehrere Brüche, Hirnverletzungen und Ersticken. Die Gründe dafür sehen die Experten im häufig fehlenden körperlichen Ausgleich und sie fordern, dass die Jungs mehr zu sportlichen Betätigungen animiert werden und sich dort und nicht im risikoreichen Verhalten austoben.
Ab dem 30. Lebensjahr beruhigt sich dies und die Männer beklagen eher Muskel- und Skelettkrankheiten (z.B. Rückenschmerzen) – häufig durch einseitiges Arbeiten entstanden. Hier seien die Betriebe gefordert, Gesundheitsvorsorge und präventive Massnahmen am Arbeitsplatz zu fördern und den Männern näher zu bringen.
Ab 50 Jahren steigt die Zahl der Herz-Kreislauferkrankungen. Zwischen 45 und 65 sterben dreimal mehr Männer an einem plötzlichen Herztod als Frauen. Auch die Zahl der psychischen Erkrankungen sowie der Suizide kommen in diesem Alter bei den Männern deutlich häufiger vor als bei den Frauen.
Im Jahr 2008 starben vor dem 65. Geburtstag 247 Männer, gegenüber 141 Frauen pro 100‘000 Personen.
Im Jahr 2011 zählten laut der Deutschen Bundesstatistik Lungenkrebs, Herzinfarkt, die chronisch obstruktive Lungenkrankheit COPD (auch Raucherhusten), Herzschwäche, an Darmkrebs sowie Krebs an den Genitalien zu den häufigsten Todesursachen bei den Männern.
Es sei dringend notwendig die Gesundheitsvorsorge der Männer auf vermeidbare Ursachen wie Rauchen, Stress, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Alkohol sowie risikoreiches Verhalten (Gewalt etc.) zu fokussieren und die Männer darauf zu sensibilisieren.
Männer gehen nicht gerne zum Arzt, – das ist ein Fakt. Vorsorge muss bei den Männern in zielsicheren und durchstrukturierten Vorgängen erfolgen. Die Stiftung Männergesundheit Berlin hat auch deshalb spezielle Präventionsmodule entwickelt. Klingende Namen für diese Module wie "Boxenstopp", "Renn-Küche", "Test-Strecke" oder "Informationstunnel" sollen Männer animieren, sich mit ihrem eigenen Verhalten, ihrer Gesundheit und der Gesundheitsvorsorge auseinanderzusetzen.
Schön und gut. Aber leider ist es immer noch so, dass die meisten Männer erst auf Anraten oder Drängen ihrer Partnerinnen um ihre Gesundheit kümmern. Im Männergesundheitszentrum (MGZ) in Berlin finden sich fast nur Männer ein, die von ihren Partnerinnen geschickt wurden. Der zweithäufigste Grund das Zentrum aufzusuchen war ein Gesundheitscheck – zur Bestätigung ihrer Gesundheit - und der dritthäufigste Grund, wenn Beschwerden auftraten.
Zwischen 2009 und 2013 liessen sich 440 Männer, mit einem Durchschnittsalter von 52 Jahren beim MGZ untersuchen. Dies ergab folgende Daten: