Am Jahreskongress der Europäischen Urologengesellschaft in Stockholm war die gutartige Prostatavergrösserung eines der wichtigen Themen. Es handelt sich um die häufigste urologische Erkrankung des alternden Mannes.
Männer, bei denen die gutartige Prostatavergrösserung (medizinisch BPH) und damit LUTS zugenommen haben, fühlen sich genau so in ihrer Lebensqualität eingeschränkt wie Patienten mit anderen chronischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Angina pectoris, Diabetes oder Bluthochdruck - das haben Studien belegt. Dazu kommt, dass eine Operation wahrscheinlich eines Tages doch durchgeführt werden muss. Denn: Die BPH schreitet unweigerlich fort.
Zu Beginn kann der Mann mit der Beckenbodenmuskulatur die Beschwerden noch in Schach halten. Allmählich lässt die Agilität dieser Muskeln jedoch nach und es droht eine akute Harnretention (das heisst, der Mann kann trotz gefüllter Blase kein Wasser mehr lassen) – das ist eine Notfallsituation und erfordert einen sofortigen Eingriff.
Als Risikofaktoren für das Voranschreiten der Krankheit gelten heute: hohes Alter, schwere Beschwerden, grosses Restharnvolumen (es bleibt nach dem Urinieren immer Harn in der Blase zurück) und stark erhöhte PSA-Werte. Der PSA-Wert ist auch beim Prostatakrebs erhöht. Wenn sich die Beschwerden trotz Therapie nicht verbessern, ist das ein sicheres Zeichen für das Fortschreiten der Krankheit, so die Experten.
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der operativen Eingriffe wegen BPH zwar gesunken, dennoch müssen immer noch 3 von 10 Patienten operiert werden. Damit ist die Prostataoperation der zweithäufigste Eingriff bei Männern im höheren Alter.
Die Urologen fordern eine konsequente Therapie, welche auf den Grundlagen der bestehenden Symptome und der Lebensqualität basieren soll. Bei Patienten mit leichten Beschwerden sei Beobachten und Abwarten (watchful waiting) angesagt. Je stärker die Symptome sind und je mehr die Lebensqualität beeinträchtig ist, desto mehr muss die Therapie überdacht werden.
In der Urologie wird Sägepalmextrakt (Serona repens) mit unterschiedlichem Erfolg eingesetzt. Die urologische Gesellschaft empfiehlt zwar die Phytotherapie nicht, rät aber auch nicht davon ab: „Wirksamkeit und Nebenwirkungen von pflanzlichen Therapien sind in etwa mit Placebo zu vergleichen.“ Aber: 30 bis 40% der Wirkung liessen sich auf Plazeboeffekte zurückführen. Einzelne Studien belegen sogar eine noch höhere Erfolgsrate.
5-ARI-Präparate verkleinern nachweislich die Prostata und bremsen den Krankheitsverlauf, das haben Studien belegt. Dadurch verringert sich die Gefahr eines akuten Harnverhaltes. Zusatznutzen: Reduktion des Prostatakrebsrisikos.
Nachteile: Viele leiden unter der Therapie an Potenzstörungen und die Wirkung der Therapie mit 5-ARI-Präparaten setzt erst nach ein paar Monaten ein.
Bei den Alpha-1-Rezeptoren-Blockern verbessern sich die Beschwerden zwar schneller, die Vergrösserung der Prostata kann aber nicht aufgehalten werden. Einige klagen über verbesserte sexuelle Funktionen, andere eher über eine Verschlechterung.
Die höchste Wirksamkeit wird von den Experten der Kombination beider Medikamente (5-ARI plus Alpha-1-Rezeptoren-Blocker) beschieden – sie ist aber die teuerste Variante. Deshalb wird heute oft erst mit den Alpha-Blockern begonnen und die 5-ARI werden erst bei Zunahme der Symptome eingesetzt.
PDE-5-Hemmer sind eher neu auf dem Markt und haben den Vorteil, dass sie sexuelle Dysfunktionen beheben und bei regelmässiger Einnahme die BPH-Beschwerden lindern können. Therapeutische Erfolge sind jedoch in Studien eher mässig gut belegt.
Eher noch im experimentellen Stadium - wenn auch mit recht vielversprechendem Erfolg – sind die Botoxbehandlungen: Die Wirkung setzt relativ schnell ein (meist nach einer Woche und hält bis zu 12 Monaten), der Harnfluss wird verbessert, PSA-Werte und Prostatagrösse werden verringert und die Therapie ist recht gut verträglich.
Zurzeit werden folgende Verfahren angewendet:
Die minimalinvasiven Methoden passieren durch die Harnröhe (transurethral) und mit Wärme
Vor- und Nachteile beider Minimalmethoden in Kürze
Auch heute noch spreche vieles für die operative Entfernung der Prostata, so die Urologen. Es braucht zwar eine Vollnarkose und der Eingriff ist schwieriger als die Minimalverfahren, aber die Erfolge sprechen für sich.
Mit sexuellen Störungen sei nicht häufiger zu rechnen als bei den anderen Verfahren, der Harnfluss ist bei den meisten Patienten besser und die Zeit der Katheterisierung kürzer. Die Urologen sind sich einig: Die Standardmethode bei der gutartigen Prostatavergrösserung bleibt die Prostataentfernung.