Die Zöliakie kann allein durch die glutenfreie Diät behandelt werden und ist damit eine der wenigen Krankheiten, die ausschliesslich über die Ernährung therapiert wird. Fachleute fordern deshalb eine bessere, günstigere Verfügbarkeit glutenfreier Produkte.
Es wird geschätzt, dass etwa 1% der Gesamtbevölkerung an einer Glutenunverträglichkeit leidet; in der Schweiz sind das rund 78'000 Zöliakiebetroffene – wobei nur ein Teil davon diagnostiziert ist. Studien hatten belegt, dass oft Jahre vergehen, bis die Diagnose steht.
Strikt zu meiden sind:
Fraglich ist:
Erlaubt sind:
Vorsicht bei:
Das Einhalten einer glutenfreien Ernährung ist nicht einfach. Beispielsweise kann es zu unbeabsichtigten Diätfehlern (z.B. beim Offenverkauf, falsche Auskünfte im Restaurant etc.) kommen oder der Betroffene will eine Einladung nicht absagen oder glutenfreie Produkte stehen einfach nicht zur Verfügung.
Ein weiteres grosses Problem ist die Fehlernährung bei einer glutenfreien Diät – viele Zöliakiebetroffene leiden dadurch unter Übergewicht. Die Kohlenhydrate sind Hauptbestandteil einer ausgewogenen Ernährung und sollten etwa 50% zur täglichen Energiezufuhr beitragen. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt deshalb täglich 3 Portionen Brot oder Stärkebeilagen, das heisst 1 Portion zu jeder Hauptmahlzeit.
In industrialisierten Ländern ist der anteilmässige Verzehr von Fett erhöht und entsprechend der Kohlenhydratanteil reduziert. Dies kann sich bei Zöliakiebetroffenen noch mehr ausprägen, wenn sie auf kohlenhydrathaltige Beilagen verzichten, sei es wegen fehlender Verfügbarkeit geeigneter Lebensmittel oder aus geschmacklichen Gründen. Zöliakiebetroffene ernähren sich deshalb eher fettreich und können trotz der Diäteinschränkungen auch übergewichtig sein.
Des Weiteren enthalten viele kohlenhydratreiche Nahrungsmittel zusätzlich Nahrungsfasern, Mikronährstoffe, Vitamine, Folsäure etc. Die glutenfreie Ernährung kann deshalb einen Mangel an Mikronährstoffen, der bei der Normalbevölkerung bereits weit verbreitet ist (z.B. Folsäure), noch weiter verschlechtern.
Zur Beurteilung der gesundheitlichen Situation von Zöliakiebetroffenen, der Eignung von Hafer für die Schweizer Zöliakiebetroffenen sowie des Angebots an glutenfreien Lebensmitteln sind entsprechende Studien notwendig, fordern die Experten.
Als Hauptproblem im Alltag sehen die Fachleute die hohen Preise für die glutenfreien Produkte sowie die Verpflegung auswärts (Restaurants, Kindertagesstätten, Kantinen, Altersheime etc.). Auch hier fordern die Experten entsprechende Massnahmen.
Die Hilfe zur Selbsthilfe durch Patientenvereinigungen soll ebenfalls gestärkt werden. Für die Schweiz sind das: Die Interessengemeinschafte Zöliakie der Deutschen Schweiz, die Association Romande da la Coeliakie und die Gruppo Celiachia della Svizzera Italiana.
Wie bei anderen chronischen Krankheiten ist auch bei der Zöliakie eine regelmässige Betreuung durch spezialisierte Fachpersonen zur Förderung des Krankheitsverständnisses und der Compliance mit der Therapie notwendig. Nur wenige Untersuchungen liegen vor, wie ein optimales Behandlungskonzept nach der Diagnosestellung aussieht, das die Bedürfnisse der Betroffenen in den Mittelpunkt stellt und zu einer Verbesserung der Lebensqualität führt.