Bis vor wenigen Jahrzehnten galt: Herz- und Kreislauf-Erkrankungen betreffen vor allem Männer. Dieses Bild hat sich jedoch gewandelt – von hohem Blutdruck und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sind inzwischen genauso viele Frauen wie Männer betroffen.
Einer der Gründe ist sicher, dass Frauen heute häufiger unter mehr chronischem Stress leiden - Doppelbelastung Familie und Job - als Männer, schreibt die Schweizerische Herzstiftung in ihrer Medienmitteilung vom November 2009.
Gemäss Schweizerischer Gesundheitsbefragung 2007 leidet jeder vierte Erwachsene an erhöhtem Blutdruck, was klar ein erhöhtes Risiko für einen Hirnschlag, eine Hirnblutung, einen Herzinfarkt oder eine Herzschwäche bedeutet.
Bei den 65- bis 74-Jährigen sind bereits 44% der Männer und 46% der Frauen und ab dem 75. Lebensjahr 54% der Männer und 55% der Frauen von erhöhten Blutdruckwerten betroffen. Dabei sind die Blutdruckwerte bei Frauen und Männern altersabhängig deutlich unterschiedlich: Junge Frauen haben in der Regel eher einen niedrigen Blutdruck. Das kann ein Grund sein, dass jüngere Frauen vor den Wechseljahren deutlich weniger häufig einen Herzinfarkt oder Hirnschlag erleiden als Männer der gleichen Altersgruppe.
Nach den Wechseljahren ändert sich dies häufig: der Blutdruck steigt bei vielen Frauen an. Nach einer Expertin am Universitätsspital Genf steigt bei Frauen ab 70 Jahren der Blutdruck häufig höher und kann weniger gut medikamentös behandelt werden als bei den gleichaltrigen Männern. Frauen ab dem 45. Altersjahr sollten deshalb jährliche Blutdruckmessungen vornehmen lassen. Das gefährliche am hohen Blutdruck ist, dass er zunächst keine Symptome verursacht und in den meisten Fällen während Jahren unbemerkt bleibt.
Das Absinken der weiblichen Sexualhormone in der Menopause scheint für den Blutdruckanstieg bei den Frauen eine grosse Rolle zu spielen. Östrogene schützen Frauen vor Bluthochdruck, während Androgene (männliche Geschlechtshormone) an hohen Blutdruckwerten beteiligt sind. Nach der Menopause steigt der Anteil der Androgene bei den Frauen, was zu einem Blutdruckanstieg führen kann.
Weitere Faktoren, die das Geschehen beeinflussen: Verlust der Elastizität der Gefässwände sowie Verlust der Schutzwirkung der Östrogene. Trotzdem: Eine Hormonersatztherapie für Frauen zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach der Menopause wird von der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie nicht empfohlen. In grossen Studien konnte bisher kein Nachweis erbracht werden, dass die zusätzliche Einnahme von Östrogenen das Herz-Kreislaufrisiko vermindert.
Frauen, die mit der "Pille" verhüten, haben im Durchschnitt leicht erhöhte Blutdruckwerte und damit ein erhöhtes Hirnschlag- oder Herzinfarkt-Risiko. Auch in der Schwangerschaft sind erhöhte Blutdruckwerte eine häufige Komplikation. Wichtig: Frauen, die die Pille einnehmen, sollten strickte aufs Rauchen verzichten. Bei unter 35-jährigen Frauen, die rauchen, ist das Risiko für ein Herz-Kreislauf-Ereignis etwa elffach erhöht und bei gleichzeitiger Verhütung durch die Pille noch um einiges höher, haben Studien belegt.
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