Die fortschreitende Kommerzialisierung und ökonomische Ausbeutung des Themas Brustkrebs ist eine Fehlentwicklung, der eine Reihe von Frauenorganisationen jetzt entschieden entgegen treten.
Diagnostik und Therapie von Brustkrebs sind eng mit ökonomischen Interessen verknüpft. Eine begleitende kritische Bewertung ist grundsätzlich ratsam.
Besonders empörend ist der aktuelle Trend im Oktober: Globale Konzerne und Firmen überbieten sich gegenseitig mit PR-Kampagnen und sammeln Spendengelder auch in Deutschland ein. Der Aufmerksamkeitsfaktor des Themas Brustkrebs steigert Verkaufzahlen und wird zur Marketingmassnahme für Geschäfte und Profite umgemünzt. Einnahmen und Verwendung der Spenden sind selten transparent. Beispielhaft zeigen zwei aktuelle Kampagnen, wie die Krankheit zum Geschäftsmodell umfunktioniert wird.
Am 18. Oktober wird Pink Ribbon Deutschland auf dem Potsdamer Platz „die grösste pinkfarbene Schleife in Deutschland“ binden. Bei genauerem Hinsehen bieten die Macher auch jede Menge Werbung, Halbwissen aus PR-Kanälen, das Sammeln von Spenden sowie die Suche nach neuen Anzeigenpartnern. Als Frauengesundheitsorganisationen lehnen das mit solchen Aktionen verknüpfte konsumorientierte Frauenbild, das Frauen öffentlich sexualisiert und infantilisiert, ab.
Im Schlepptau des „pink“ angestrahlten Brandenburger Tors durch den Kosmetikkonzern Estée Lauder am 11. Oktober wird die Aufmerksamkeit auf hochpreisige Kosmetika gelenkt. Die verständliche Deklaration von Inhaltsstoffen oder der Verzicht auf krebserregende Chemikalien in Kosmetika stehen dagegen nicht auf der Agenda. Lichtaktionen, bei denen öffentliche Gebäude rosa angestrahlt werden, nennt die Medizinsoziologin Samantha King schlicht Stromverschwendung.
Wir sehen mehr Schaden als Gewinn für Frauen durch derartige Aktionen. Die Entwicklung, vorgeblich Wohltätigkeit auf Kosten kranker Menschen an geschäftliche Interessen zu koppeln, sehen wir mit Sorge.
Die Deutsche Krebshilfe, für die am 18.10. Spenden gesammelt werden sollen, und die eine Vorbildfunktion einnehmen muss, rufen wir auf, ihre Kooperationen kritisch zu überprüfen.
Was für Frauen grundsätzlich wichtig ist:
6 Punkte für den Umgang mit dem Thema Brustkrebs in Deutschland
Weitere Informationen unter: http://www.wecf.eu